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FAQs Vogelbeobachtung

1. Ich würde gern die Vögel in meiner Umgebung besser kennenlernen. Welche Hilfsmittel brauche ich denn als Anfänger/in und welche nicht?

2. Welches Fernglas soll ich kaufen?

3. Was bedeuten die Zahlenangaben auf dem Fernglas oder Spektiv?

4. Welches Bestimmungsbuch hilft mir weiter?

5. Wo kann ich am besten Vögel beobachten?

6. Welche Lebensräume soll ich aufsuchen?

7. Wozu brauche ich ein Spektiv?

8. Welches Zubehör benötige ich zu meinem Spektiv?

9. Was muss ich für ein gutes Spektiv ausgeben?

10. Worauf achte ich beim Spektiv besonders?

11. Kann ich mein Spektiv nur am Wasser einsetzen?

12. Wie finde und bestimme ich Vögel im Wald?

13. Singen Vögel immer?

14. Warum benutzen viele Vogelbeobachter zusätzlich zum Spektiv noch ein Fernglas. Reicht nicht eines von beiden aus?

15. Welche interessanten Lebensräume kann ich aufsuchen, von Wasser und Wald mal abgesehen?

 

 

1. Ich würde gern die Vögel in meiner Umgebung besser kennenlernen. Welche Hilfsmittel brauche ich denn als Anfänger/in und welche nicht?

Als Einsteiger in die Vogelkunde benötigen Sie zu Beginn eigentlich nur zwei Dinge: Ein brauchbares Fernglas und ein gutes Bestimmungsbuch. Wenn Sie sich noch nicht sicher sind, ob Sie längerfristig Vögel beobachten möchten, müssen Sie nicht gleich ein Vermögen investieren. Gut verarbeitete Ferngläser mit befriedigender bis guter Leistung gibt es bereits ab ca. 70 Euro; anspruchsvollere Gläser für höhere Ansprüche, die auch bei längerem Gebrauch genussreiches Beobachten ermöglichen, kosten 200 Euro oder mehr.

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2. Welches Fernglas soll ich kaufen?

Das hängt sehr davon ab, wie, wo und wann Sie Ihr optisches Hilfsmittel einsetzen. Wollen Sie vor allem im eigenen Garten beobachten und herausbekommen, welche Vogelarten dort brüten , Nahrung suchen oder im Winter Ihr Futterhaus besuchen? Dann genügt für den Anfang ein Allround-Glas mit 8- oder maximal 10-facher Vergrößerung (z.B. 8 x 40 oder 10 x 42). Diese Gläser haben eine für Tageslichtbeobachtungen mehr als ausreichende Lichtstärke und ein Sehfeld, das groß genug ist, um auch Vögel zu verfolgen, die sich rasch bewegen. Wenn Sie nachts oder in der Dämmerung beobachten möchten, sollten Sie den Kauf eines Nachtglases in Erwägung ziehen (z.B. 7 x 50 oder 8 x 56), das Sie selbstverständlich auch tagsüber mit Gewinn einsetzen können.

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3. Was bedeuten die Zahlenangaben auf dem Fernglas?

Sie finden auf Ihrem Fernglas oder Spektiv in der Regel zwei Zahlenangaben, z.B. „10 x 25“ oder „12 x 50“. Der erste Wert bezeichnet immer die Vergrößerung, der zweite den Durchmesser des Objektivs in Millimetern. Ein Glas mit den Angaben „10 x 25“ vergrößert also 10-fach, und das Objektiv (die Austrittsöffnung des Fernglases) hat einen Durchmesser von 25 Millimetern. Der Vergrößerungsfaktor 10 bedeutet, dass Sie einen Vogel, der 25 Meter von Ihnen entfernt ist, so sehen, als sei er 2,50 Meter entfernt.

In engeren Räumen (z.B. in einem mit Bäumen und Büschen bewachsenen Garten) reicht eine 8-fache Vergrößerung völlig aus. Auf freiem Feld oder am Wasser empfiehlt sich eher eine 10- oder 12-fache Vergrößerung. Aber Achtung: Probieren Sie vor dem Kauf aus, ob Sie ein Glas mit 12-fachem Vergrößerungsfaktor noch verwacklungsfrei halten können.

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4. Welches Bestimmungsbuch hilft mir weiter?

Vogelbestimmungsbücher (auch Feldführer, engl. field guides) gibt es viele. Auch hier ist wichtig, wo Sie beobachten möchten. Ist Ihr bevorzugtes Beobachtungsgebiet Ihre nähere Umgebung oder soll der Feldführer auch Ihr Urlaubsgebiet abdecken (z. B. Spanien oder die Türkei)? Es gibt gute Bestimmungsbücher, die sich nur mit den Vögeln Mitteleuropas beschäftigen. Soll das Buch ganz Europa abdecken (wozu tiergeografisch auch der Nahe Osten und Nordafrika gehören), kommen Vogelarten dazu, die man in Mitteleuropa so gut wie niemals sieht und die den Anfänger unnötig verwirren können.

Andererseits sind Vögel sehr mobil und tauchen, vor allem während der Zugzeiten, manchmal auch an Stellen auf, wo man sie nicht erwarten würde. Sehr empfehlenswert ist Der neue Kosmos-Vogelführer von Lars Svensson und anderen Mitautoren. Den „Svensson“ haben die meisten Menschen in der Tasche, die sich ernsthaft mitVogelbeobachtung beschäftigen. Er behandelt alle Vögel Europas, des Nahen Ostens und Nordafrikas. Das ist wichtig, da sich manche Vogelarten einander sehr ähneln. Wäre im Buch nur ein Teil von ihnen abgebildet, könnte man nie sicher ein, ob man den Vogel, den man gerade vor der Nase hat, richtig bestimmt hat.

Der „Svensson“ zeigt in der Regel beide Geschlechter einer Vogelart sowie gegebenenfalls abweichende Jugendkleider oder saisonale Veränderungen im Aussehen des Vogels. Lassen Sie sich zu Beginn von der Vielfalt der gezeigten Arten nicht verwirren. Kleine Verbreitungskarten zeigen jeweils das Gebiet, in dem eine Art vorkommt. So lassen sich meist viele Arten von vornherein ausschließen. Wer glaubt, auf einem Acker im mitteleuropäischen Flachland einen Zitronenzeisig entdeckt zu haben, sollte selbstkritisch die Möglichkeit prüfen, ob es sich nicht vielleicht doch um eine Goldammer handelt, denn das ist sehr viel wahrscheinlicher.

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5. Wo kann ich am besten Vögel beobachten?

Im Prinzip überall. Selbst mitten im geschlossenen Siedlungsraum begegnen uns, wenn wir nur aufmerksam hinschauen und hinhören, erstaunlich viele verschiedene Arten. Viele Vögel haben es geschafft, sich die Möglichkeiten zunutze zu machen, die sich ihnen in der Nähe des Menschen bieten. Hausrotschwänze, ursprünglich Vögel des Hochgebirges, leben auf den Dächern unserer Städte. Amseln, Kohl- und Blaumeisen, Grünfinken, Türkentauben, Mauersegler und viele andere sind Stadtbewohner. Turmfalken nisten in Kirchtürmen und anderen hohen Gebäuden, sofern man ihnen den Zugang nicht verwehrt, und selbst den seltenen Wanderfalken kann man mitunter mitten in der Stadt an Hochhäusern oder Kirchen brütend antreffen, z.B. in Berlin oder in Augsburg. Dort lebt er komfortabel von den vielen leicht erreichbaren Straßentauben; die Hektik und der Verkehrslärm tief unter ihm stören ihn nicht und auch die Brut ist hoch über dem Getriebe der Stadt ziemlich ungestört.

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6. Welche Lebensräume soll ich aufsuchen?

Das kann man nicht generell beantworten. Viele Vogelbeobachter und -beobachterinnen entwickeln im Lauf der Zeit individuelle Vorlieben. Es kann sehr lohnend sein, ein Lieblings-Beobachtungsgebiet, das sich quasi vor der eigenen Haustür befindet oft, vielleicht sogar täglich, aufzusuchen und nachzuschauen, was sich jeweils verändert hat. Vor allem zu den Zugzeiten wechseln die Vogelbestände sehr rasch. Da viele Vögel, auch viele Singvögel, Nachtzieher sind, kann es sein, dass in einer Wiesenlandschaft mit Hecken oder Einzelbäumen morgens zahllose Kleinvögel rasten, während es dort am Nachmittag des Vortages vielleicht nur wenig zu sehen gab.

Auf einem an und für sich langweiligen Acker suchen Tauben nach liegen gebliebenen Maiskörnern und unter den Straßen- und Ringeltauben entdecken Sie auch die eine oder andere Hohltaube. Ziehende Kampfläufer rasten nicht selten auf trockenen Äckern, und wer sehr viel Glück hat, entdeckt dort Mornell-Regenpfeifer oder im Winter einen Merlin, einen kleinen Falken, der hinter den Feldsperlingen und Goldammern her ist. Die äußerst mobilen Vögel sind eben immer wieder für eine unverhoffte Überraschung gut.

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7. Wozu brauche ich ein Spektiv?

Spektive sind monokulare Fernrohre mit Vergrößerungen (je nachdem, welches Okular man benutzt) zwischen etwa 20 und 80. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn es gilt, größere Entfernungen zu überblicken oder große freie Flächen nach Vögeln abzusuchen. Das klassische Einsatzgebiet sind größere Wasserflächen. Ein Spektiv eignet sich hervorragend dazu, eher langsam bewegliche Objekte zu beobachten, also etwa schwimmende Enten, Gänse, Taucher, Möwen, Kormorane oder andere Wasservögel. Infolge der hohen Vergrößerung ist das Sehfeld recht klein.

Dafür bietet die Optik die Möglichkeit, Details wahrzunehmen, die einem mit einem Fernglas glatt entgehen würden: Wie groß ist der weiße Fleck auf der äußersten (zehnten) Handschwinge der Großmöwe, die da in 400 der 500 m Entfernung schwimmt? Ist das eine Mittelmeermöwe oder doch eine Steppenmöwe? Vielleicht hebt sie beim Putzen ein gestrecktes Bein aus dem Wasser, und Sie können sehen, ob es blassgelb oder doch intensiv gelb gefärbt ist. Ist der Kopf eher rein weiß oder weist er eine dunkle Strichelung auf? Moderne Optiken mit vergüteten (beschichteten) Linsen ermöglichen es Ihnen, Bestimmungsprobleme zu lösen, die früher ungelöst blieben.

Das Schöne am Beobachten mit einem Spektiv ist auch, dass man die Vögel nicht stören muss, weil man einen großen Abstand zu ihnen einhalten kann. Seltene Greifvögel (Seeadler, Steinadler, Wanderfalke) am Horst zu beobachten, wäre unverantwortlich, wenn man nur mit einem herkömmlichen Fernglas ausgerüstet wäre. Aus großer Entfernung (> 1.000 m) stören Sie eigentlich nicht und können doch am Familienleben dieser interessanten Großvögel teilnehmen, weil Sie das Kommen und Gehen am Nest noch im Detailwahrnehmen können.

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8. Welches Zubehör benötige ich zu meinem Spektiv?

Die meisten Menschen sind in der Lage, Ferngläser mit 10- oder auch 12-facher Vergrößerung noch ruhig und verwacklungsfrei in der Hand zu halten. Bei einem Spektiv mit seiner weitaus stärkeren Vergrößerung stellt sich diese Frage selbstverständlich nicht. Hier brauchen Sie zwingend ein Stativ, auf dem das Spektiv so montiert wird, dass es in alle Richtungen beweglich ist. Ob Sie eine technisch anspruchsvollere Kugelkopf- oder eine drehbare Neigekopfhalterung bevorzugen, ist eigentlich zweitrangig. Probieren Sie am besten beides aus und entscheiden Sie sich für das System, mit dem Sie am besten umgehen können.

Beide Systeme bieten selbstverständlich die Möglichkeit, das Spektiv in einer einmal gewählten Einstellung zu arretieren. Das ist angenehm, wenn Sie einen interessanten Vogel über längere Zeit beobachten oder ihn einem Mitbeobachter zeigen wollen. („Schau mal durch mein Spektiv, ich hab' dir den Rothalstaucher eingestellt!“) In den meisten Fällen genügt eine Handbewegung, um die Arretierung aufzuheben und das Spektiv wieder neig- und schwenkbar zu stellen, z.B. dann, wenn der beobachtete Wasservogel plötzlich auffliegt oder einfach „aus dem Bild“ schwimmt. Gute Dreibein-Stative aus Metall gibt es zu Preisen ab ca. 50 Euro; Kugel- oder Neigeköpfe kosten zwischen 30 und 50 Euro.

Eine weitere wichtige Einflussgröße ist das Gewicht. Holzstative sind sehr stabil, aber schwer. Sie eignen sich vor allem für den stationären Einsatz, auch im Wasser. Metall, vor allem Aluminium, kombiniert geringes Gewicht mit großer Stabilität (wichtig bei Wind!). Alle, die ihr Spektiv und Stativ über längere Distanzen tragen, sind sicher dankbar für jedes Gramm, das sie an Gewicht einsparen können. Das Nonplusultra in dieser Hinsicht bilden Stative aus Kohlefaser (Karbon), die allerdings auch einen höheren Preis haben.

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9. Was muss ich für ein gutes Spektiv ausgeben?

Hier gilt der gleiche Grundsatz wie für alle anderen anspruchsvollen Geräte: Wer Spitzenqualität nutzen möchte, sollte sich nicht scheuen, Geld in ein High-End-Markenspektiv zu investieren, z.B. von ZEISS oder Swarovski. Solche Geräte kosten zwischen 1500 und deutlich über 2000 Euro, halten aber auch ein Leben lang. Wer weiß, dass er sein Spektiv oft im Freien unter wechselnden Witterungsbedingungen einsetzen wird, ist gut beraten, bei der Anschaffung nicht am falschen Platz zu sparen.

Für Anfänger(innen), die noch nicht wissen, ob das Beobachten von Vögeln, oder zur lebenslangen Leidenschaft wird, genügt der Kauf eines Geräts mittlerer Qualität, das tagsüber bei Sonnenschein ebenfalls ausgezeichnete und bei bedecktem Himmel immer noch gute bis befriedigende Ergebnisse liefert. Solche Spektive gibt es in Preislagen zwischen ca. 200 und 500 Euro (z.B. Bresser 20-60 x 80 mit mehrschichtvergüteter Optik und wasserdichtem Gehäuse).

Entscheidend beim Kauf ist, wie immer, die Überlegung, wie, wann und wie oft Sie das Spektiv einsetzen möchten. Denken Sie zum Vergleich ans Autofahren: Der Außendienstmitarbeiter, der 100.000 Kilometer im Jahr zurücklegt, investiert aus gutem Grund sicher mehr in sein Fahrzeug als derjenige, der nur ab und zu unterwegs ist und sich vielleicht zum Kauf eines preiswerten Autos entscheidet, das ebenfalls technisch ausgereift und verlässlich ist, für Langstreckenfahrer aber vielleicht doch nicht das Modell der Wahl darstellt.

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10. Worauf achte ich beim Spektiv besonders?

Ein wichtiges Kriterium beim Kauf eines Spektivs ist die Lichtstärke. Hauptindikator dafür, wie lichtstark ein Gerät ist, ist zunächst der Objektivdurchmesser, d.h. die zweite Zahl der Spezifizierung Ihres Geräts. Wer draußen bei wechselnden Lichtbedingungen unterwegs ist, sollte sich für ein Spektiv mit mindestens 80mm Objektivdurchmesser entscheiden. Je größer die Objektivlinse ist, desto mehr Licht fällt ins Innere des Spektivs.

Die Lichtstärke ist aber auch abhängig von der Qualität des verarbeiteten Glases und von der Vergütung, vor allem aber von der von Ihnen gewählten Vergrößerung. Höhere Vergrößerungen „kosten“ Licht, d.h. das Bild wird dunkler, je höher der Vergrößerungsfaktor ist, den Sie eingestellt haben.

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11. Kann ich mein Spektiv nur am Wasser einsetzen?

Nein. Größere Wasserflächen sind zwar das „klassische“ Einsatzgebiet, weil dort vor allem zu den Zugzeiten und im Winter viele rastende Wasservögel zu sehen sind, die sich außerdem nur relativ langsam schwimmend bewegen. Spektive sind aber immer dann nutzbar, wenn man an den beobachteten Vogel nicht näher herankommen kann oder will (z.B. aus Schutzgründen).

Ausgedehnte Felswände nach Steinadlern oder Mauerläufern abzusuchen macht mit einem leistungsfähigen Spektiv einfach mehr Spaß und bringt auch besseren Erfolg als mit einem einfachen Fernglas.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie geschickt sich Vögel in ihrem Lebensraum verbergen können. Der bunte Mauerläufer bildet da keine Ausnahme. Oft wird man auf den Vogel, der über längere Zeit Spalten und Nischen nach Insekten und Spinnen absucht, erst dann aufmerksam, wenn er für einen kurzen Moment ruckartig seine Flügel spreizt und das leuchtende Rot der Flügeldecken zeigt. Hat man mit dem Fernglas einen solchen Moment „erwischt“, kann man den Vogel mit dem Spektiv längere Zeit entspannt beim Nahrungserwerb beobachten. Mauerläufer suchen Felswände meist systematisch von unten nach oben ab, um dann eine andere Stelle der Wand wieder im unteren Bereich an zufliegen und suchend hinaufzuklettern. Gern halten sich die Vögel, die an große Schmetterlinge erinnern, in der Nähe von rieselndem Wasser auf.

Wer Vögel nicht nur bestimmen und kurz „abhaken“, sondern eingehend beobachten will, ist in allen offenen oder halb offenen Lebensräumen (Ackerflächen, Grünland, aber auch bei Beobachtungen von einem erhöhten Punkt aus) mit einem Spektiv besser ausgerüstet als allein mit einem Fernglas.

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12. Wie finde und bestimme ich Vögel im Wald?

Wer Waldvögel beobachten und bestimmen möchte, hat im Frühling und Sommer ein Problem: Bäume und Sträucher sind belaubt, und der Blick des Beobachters reicht oft nur wenige Meter weit bis zur nächsten „grünen Wand“. Vögel sind praktisch überall, aber sie lassen sich kaum blicken. Jetzt gilt: wer nicht sehen kann, muss hören. Alle Vogelarten haben ganz charakteristische, arteigene Lautäußerungen, die in den allermeisten Fällen eine sichere Bestimmung erlauben. Versuchen Sie, die Vogellaute zu identifizieren. Beginnen Sie am besten mit Arten, die Sie bereits gut kennen, z.B. Amsel, Kohlmeise oder Buchfink. Anfangs hilft es, sich auf ein Individuum zu konzentrieren, das man sehen und dessen Laute man klar zuordnen kann. Der laute, schmetternde Gesang des Buchfinken ist so einprägsam, dass man ihn nach kurzer Zeit zuverlässig wiedererkennt. Wenn man dann langsam durch den Wald wandert, kann man anhand der singenden Buchfinken einschätzen, wo ungefähr ein Revier endet und das des Nachbarn beginnt, wie groß also die Buchfinkenpopulation des betreffenden Waldgebiets ist.

Nach der gleichen Methode kann man sich nun sukzessive die übrigen Arten erarbeiten. Das ist im Frühling, vor allem in den frühen Morgenstunden, wenn die meisten Waldvogelarten ausdauernd singen, relativ einfach.

Sie müssen nicht unbedingt musikalisch sein, um die Gesänge zu unterscheiden. Viele Vogellieder sind klar in Strophen gegliedert, wie etwa der laute, flötende Gesang der Singdrossel, die zudem ihre einzelnen Motive meist mehrmals wiederholt. Andere sind einfach aufgebaut und so eingängig, dass man die Art sofort akustisch erkennt, wenn man einmal weiß, wer da singt. Ein Beispiel ist der Zilpzalp, der im März, April und Mai praktisch pausenlos seinen Namen singt („zilpzalpzilpzilpzalpzilp....“ oft unterbrochen von einzelnen „trrrt“-Lautäußerungen). Nicht immer ist es so einfach wie im letztgenannten Beispiel, Vogellaute mit Buchstaben zu umschreiben. Gewöhnen Sie sich deshalb am besten an, die Tonalität, Lautstärke und den Klangcharakter mit eigenen Worten zu umschreiben. Vogelgesänge können melodisch, weich, voll tönend, energisch, schrill, fordernd oder hart sein. Sie können in Strophen gegliedert, abfallend, ansteigend, einfach oder sehr komplex sein. Manche Waldvögel äußern vor Beginn des eigentlichen Gesangs einen leiseren, nur aus der Nähe zu hörenden Vorgesang (Grasmücken tun das beispielsweise).

Wenn Ihre Stimmenkenntnis langsam wächst, fällt es leichter, sich auf die noch unbekannten Vogelstimmen zu konzentrieren und diesen gezielt nachzugehen.

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13. Singen Vögel immer?

Nein, sondern nur in der Zeit der Paarbildung und Fortpflanzung, in der Regel also im Frühjahr und Frühsommer. Nur dann beanspruchen sie auch ein eigenes Revier, das sie mit ihrem Gesang gegen Artgenossen verteidigen. Manche Arten singen auch an sonnigen Herbsttagen, dann allerdings meist leiser und verhaltener. Stadtvögel (Amsel, Kohlmeise, Blaumeise u.a.) lassen ihren Gesang bereits an freundlichen Wintertagen hören.

Lautäußerungen, die wir während der übrigen Zeit des Jahres hören, bezeichnet man als Rufe. Sie sind nicht an die Fortpflanzungszeit gebunden und können ganz verschiedene Funktionen erfüllen (z.B. Warn-, Kontakt- oder Bettelrufe). Vogelrufe sollte man ebenfalls lernen. Sie können völlig anders klingen als der Gesang. Wer das leise „Zipp!“ nächtlich ziehender Singdrosseln zum ersten Mal hört, vermutet nicht, dass es zum gleichen Vogel gehört, der im Frühling seinen lauten, voll flötenden Gesang von der Spitze eines Baumes hören ließ.

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14. Warum benutzen viele Vogelbeobachter zusätzlich zum Spektiv noch ein Fernglas. Reicht nicht eines von beiden aus?

Nein, der Verwendungszweck eines Spektivs ist ein anderer als der eines Fernglases. Ambitionierte Beobachter/innen sind deshalb oft mit beidem unterwegs. Das Fernglas mit seinem relativ großen Sehfeld eignet sich dazu, den Luftraum abzusuchen oder zum Beispiel einen Waldrand oder ein Gewässer zunächst mal daraufhin zu inspizieren, ob sich dort überhaupt interessante Vögel aufhalten. Es dient also der Orientierung im Raum. Sind die Entfernungen klein oder befindet man sich in geschlossenen Landschaften (Wald, Buschland), reicht ein Fernglas oft völlig aus.

Hat man aber, besonders in offenen Landschaften, ein interessantes Beobachtungsobjekt entdeckt, kann es sehr lohnend sein, dieses mit dem stark vergrößernden Spektiv näher heran zu holen und eingehender zu betrachten.

Selbstverständlich kann man auch mit Spektiven bewegliche Vögel verfolgen. Das erfordert wegen des kleineren Sehfeldes allerdings einige Übung. Es ist nicht ganz einfach, einen Vogel, der rasch davonfliegt, im Bild zu behalten, indem man mit dem Spektiv hinterher schwenkt. Allerdings verbessert sich die Sicherheit im Auffinden eines Vogels am Himmel oder das „Festhalten“ eines fliegenden Vogels, je öfter man es ausführt, weil sich die Vertrautheit mit der Handhabung der Mechanik mit der Zeit einschleift und automatisiert (ähnlich wie beim Autofahren: der Anfänger schaut beim Schalten noch auf den Schalthebel und „sucht“ den jeweils richtigen Gang, der Routinier macht's automatisch).

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15. Welche interessanten Lebensräume kann ich aufsuchen, von Wasser und Wald mal abgesehen?

Potentiell interessant ist jeder Lebensraum – mitunter sogar öde Ackerflächen. Vögel sind äußerst mobil und viele Arten schätzen während ihrer Wanderungen zwar nicht unbedingt die ausgeräumte Ödnis der „Kultursteppe“, wohl aber deren offene Weite und die Abwesenheit von Störungen (mal abgesehen vom Wochenende, wenn auch dort viele Spaziergänger unterwegs sind). Feldlerche, Saat- und Rabenkrähe, Ringel-, Hohl-, Turtel- und Straßentaube, Kiebitz, Star, Steinschmätzer, Braunkehlchen – das sind nur einige der Vogelarten, die Sie zu bestimmten Jahreszeiten in der Feldflur beobachten können.

Generell aber gilt der Grundsatz: Je weniger intensiv ein Stück Land genutzt wird, je weniger der Mensch eingreift, desto interessanter ist es wahrscheinlich als Vogellebensraum. Das gilt ausdrücklich nicht für Biotoppflegemaßnahmen, die eigens deswegen durchgeführt werden, um Lebensräume für Vögel und andere Tiere und Pflanzen attraktiver zu machen.

Achten Sie deshalb in der ausgeräumten Ackersteppe auf „wilde“ Flecken, wie Hecken, Einzelbäume, ungepflasterte Wege, ungenutzte Zwickel mit Ruderalvegetation (Disteln, Ackerwildkräutern, Gräsern, Kletten usw.), auf Böschungen, die vielleicht nur einmal im Jahr gemäht werden, Materialablagestellen, kleine Abgrabungen in der Landschaft, Tümpel, Bäche mit bewachsenen Ufern usw. Vögel nutzen solche „ungepflegten“ Stellen zur Nahrungssuche, als Deckung oder auch zur Brut.

Dem Teichrohrsänger, der von Ende April bis in den Sommer hinein durch seinen rhythmischen Gesang auf sich aufmerksam macht, genügen oft nur einen bis zwei Meter breite Schilfsäume zum Nestbau. Goldammern (an feuchteren Stellen auch Rohrammern) legen ihre Bodennester an Böschungen und Wegrändern an, wenn sie nur halbwegs naturbelassen und wenig gestört sind. Jede Landschaftsstruktur, die sich von der intensiv genutzten sog. Normallandschaft abhebt, ist einen zweiten Blick wert.

Bleiben Sie eine Weile in einiger Entfernung zu solchen Stellen stehen und beobachten Sie, was geschieht. Kleine Vögel, die sich vielleicht zunächst versteckt haben, trauen sich oft wieder aus der Deckung heraus, wenn sie merken, dass ihnen keine unmittelbare Gefahr droht. Der Feldsperling brütet in einem alten Nistkasten, den jemand an einem Baum angebracht hat. In einem alten Heustadel fliegt eine Bachstelze ein und aus, die wahrscheinlich ihr Nest in irgendeiner Nische oder Spalte hat. Auf einem Dornbusch erscheint ein Neuntöter, der dort seinen Ansitz hat und auf größere Insekten oder auf Mäuse lauert. Geduld zahlt sich hier aus, und eine gute Optik hilft Ihnen, Zeuge interessanter Lebensvorgänge in ihrer Umgebung zu werden.

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